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Der Pflug - Symbol bäuerlicher Arbeit

 

Der Pflug galt jahrhundertelang als Symbol bäuerlicher Arbeit. Seine wichtigste Arbeit ist das Umackern des zur Bebauung vorgesehenen Feldes.

Die Bodenbearbeitung erfolgte zu Beginn unseres Jahrhunderts beispielsweise folgendermaßen:

Die nach zweimaliger Getreideernte ausgeruhte Brache düngte man mit Mist.

Im Juli, zwischen Heu- und Getreidernte, ackerte man zum ersten Mal, was man "abrainen" nannte.

Später wurde zum zweiten Mal geackert, dies hieß "ausfangen".

Im Herbst vor der Aussaat erfolgte eine dritte Pflugfurche. Dann wurde der Roggen gesät und

der Samen leicht eingeackert. Bei dieser Anbaumethode stand das Getreide auf schmalen Erdbeeten, den Bifängen.

Diese wechselten mit Furchen ab, um das Wasser in den damals nicht drainierten Feldern abzuleiten.

 

Zur Statistik der Haushaltungen mit Oekonomiebetrieb (1873)

 

 

"Die Zahl der Haushaltungen mit Oekonomiebetrieb im ganzen Physikatsbezirke (= Altlandkreis Vohenstrauß) beläuft sich auf 2751 und es treffen auf 1 Haushaltung mit Oekonomiebetrieb

 

14 Tgw. 83 Dec. Aecker,
  8    "     23 Dec. Wiesen,
   -    "     23 Dec. Gärten, also
23 Tgw.   29 Dec.,

         

welche Zahl auch das richtige Mass für die meisten Oekonomen sein wird."

 

Durchschnittlich werden in einem solchen Betrieb auch etwa 5 Stücke Rindvieh und 1 - 2 Schweine gehalten. 

"Die Stallungen für das Rindvieh, welche meistens mit dem Wohnhause unter einem Dach sich befinden, sind gewöhnlich niedrig, klein, meist überfüllt und ohne alle künstliche und natürliche

Ventilation."

 

Die Lerau - das Tal der Mühlen

 

Die Lerau entspringt im Waldgebiet des Fahrenbergs und mündet bei der Burgmühle unterhalb von Leuchtenberg in die Luhe. Auf einer Länge von etwa elf Kilometern hat sie ein Gefälle von 184 Metern. Das reichte aus, um früher bis zu vierzehn Mühlenbetriebe mit Energie zu versorgen.

Franz Xaver von Schönwerth erwähnte in seinen Weissagungen vom Kalten Baum eine fürchterliche Schlacht, "wovon so arges Blutvergiessen gegen Norden hin entsteht, daß es die Mühle im Thale bey Lind treibt." Gemeint war damit die Tradmühle zwischen Ober- und Unterlind.

Der Besitzer des Anwesens, Konrad Wildenauer, schenkte 1988 die Mühleneinrichtung dem Museum.

Die Zeit der durch Wasserräder angetriebenen Mühlsteine, mit denen das Korn in jahrhundertealter Technik zu Mehl bereitet wurde, ist endgültig vorbei.

 

Die Tradmühle mit einem "Gang"

 

Ein vertikal gestelltes Wasserrad setzte den Wellbaum in Bewegung. 

Das daran befestigte Kammrad griff mit seinen seitlich angebrachten Kämmen (Zähnen) in ein waagrecht laufendes gusseisernes Zahnrad.

Damit wurde der Antrieb auf die waagrechte Ebene umgelenkt.

Ein weiter oben mitlaufendes Kammrad übertrug die Kraft auf die Mühlstange.

Diese drehte den in der dreiarmigen Flügelhaue aufgehängten Läuferstein über dem festliegenden Bodenstein.

Das Getreide wurde über die Gosse und den Rüttelschuh durch das Mittelloch des Obersteins dem Mahlgang zugeführt. 

Das Mahlgut musste zum

- Putzen (Keimling, Schmutz vom Korn entfernen),

- Koppen (Spitzen entfernen),

- Quetschen (Schälen des Kerns) und

- Ausmahlen

wiederholt den Mahlgang passieren.

"Achtmal will das Mahlgut seinen Herrn sehen", sagt ein altes Sprichwort.

 

 

"Kein Beck soll eine eigene Mühl haben"

 

Die Zünfte der Bäcker und Müller hatten in Vohenstrauß eine gemeinsame Handwerksordnung. Sie ist uns aus dem Jahr 1657 erhalten.

Wollte einer Meister werden, musste er bei der Zunft einen Geburts-, Lehr- und Wanderschaftsbrief vorlegen. Dazu musste er verheiratet und hausfleißig sein.

Das vorgeschriebene Meisterstück musste er in fremder Werkstatt vor den geschworenen Zunftmeistern machen.

Der Müller hatte ein paar Mühlsteine auszuhauen und aufzuziehen, ein paar Triebscheiben oder

ein Kumpf (= Getriebestock) vorzusetzen, ein neues "Kämb" auszuschneiden und zu schlagen und ein neues "Geschäufel" zu machen.

Noch 1671 wurden die Müller zur Aufstellung des Galgens mit herangezogen. Sie zählten deshalb zu den "unehrlichen" Berufen.

 

Ausnahmepakt (Übergabevertrag)

 

"zwischen

Dorothea Pößlin und deren Sohn Georg Pößl

zu Altenstatt vom 25. April 1765

 

 

... Zweitens für die Speise hat die Verkäuferin alljährlich ausgenommen:

4 Achtl Korn, 6 Napf Weizen, 1 Achtl und 2 Napf Gerste und 4 Napf Haber, ...

... Fünftens ist bedungen worden, daß, wenn die Verkäuferin die Kuh nicht mehr halten will, der Käufer ihr jährlich 6 Maß Schmalz geben muß und von Mitterfasten bis St. Michaelis täglich 1 Seidl Milch, nach St. Michaelis aber wöchentlich, solang die Kühe noch proportionierte Milch geben, 1 Maß Milch, wie sie von der Kuh kommt;

des weiteren, wenn sie die Hennen nicht mehr halten wolle, jährlich 2 Schilling Eier zu bekommen habe.

... Sechstens an Feld hat die Verkäuferin ausgenommen

        5 Beet zu Kraut und Rüben,

        5 Beet zu Erdäpflen,

        das benötigte Feld zu 1 Napf Lein und

        2 Beetl im Samgarten zu Pflanzen oder Salat, ... "

 

 

1 Napf = ca. 20 Pfund, je nach Getreideart

1 Schilling = 30 Stück

 

Maße und Gewichte

 

In früheren Jahrhunderten machte die "Messerei" große Schwierigkeiten, verursacht durch viele verschiedene örtliche Maße. Fast jedes Pflegamt hatte sein eigenes Achtel oder Viertel. Man unterschied zwischen dem rauhen Achtel, das für Hafer, Gerste und Gemischtes angewendet wurde und dem glatten Achtel für Korn oder Weizen.

Kleinere Mengen (Leinsamen, Mohn) maß man mit dem Metzen, der 8 Maß enthielt.

Im Jahre 1765 wurde als Richtmaß das Sulzbacher Stadtmaß bestimmt, wobei nebenbei häufig die örtlichen Maße beibehalten wurden.

Beispiele

1 Achtel = 1 1/2 Viertel

1 Achtel = 8 Napf

1 glattes Viertel = 8 Metzen

1 rauhes Viertel = 10 Metzen

1 Scheffel = 6 Metzen

1 Metzen = 8 Maß (ca. 37 l)

Aus diesen alten Maßeinheiten sowie dem "Fuß" und der "Elle" entwickelte sich allmählich das genormte metrische Maßsystem, das in Deutschland seit 1872 gilt.

 

Die Mechanisierung der Hausarbeit

 

Es war Aufgabe der Frau, die Küche und das Vieh zu versorgen, auch nach Bedarf auf dem Feld mitzuhelfen und Handarbeiten herzustellen.

Auf die Reinlichkeit der Wohnungen, der Leib- und Bettwäsche sowie der Kleidung wurde noch um 1860 sehr wenig Wert gelegt. Ursachen dafür waren die beengten Verhältnisse, mangelndes hygienisches Verständnis und die zeitraubende, beschwerliche Arbeit von Hand.

Nur langsam wurden am Ende des 19. Jhs. technische Neuerungen auch in der Haushaltsführung

wirksam. Vornehmlich sind hier die zunehmende Verwendung der Nähmaschine, die Nutzung der Elektrizität und die Vervollkommnung der Waschmaschine zu nennen.

Aber erst nach 1950 entfaltete sich die bis dahin noch karg einsetzende Mechanisierung der Hausarbeit.

 

 

Entlohnung der Dienstboten

 

"Die Victualienpreise lassen die Verköstigung für die Dienstboten und Taglöhner im Jahre 1875 auf einen Tag in nachstehender Weise berechnen:

 

Frühstück    2 kr.

Mittag        12 kr.

Abends        6 kr.

Brod             4 kr.

Getränk        3 kr.

__________________

Summa      27 kr. 

pr. Tag 

für 1 Dienstboten.

Hiernach ergibt sich

für einen Knecht

 

jährl. Verköstigung        164 fl.

Lohn (50 - 100 fl.)            75 fl.

Zugeding:

2 Hemden à 2 fl. =             4 fl.

3 Schürze à 30 kr. =          1 fl. 30 kr.

Christgeschenk                         30 kr. 

___________________________

in Summa                      245 fl.

 

für eine Magd

 

jährl. Verköstigung         164 fl.

Lohn (25 - 55 fl.)               40 fl.

Zugeding:

25 - 35 Ellen Tuch,

durchschn. 30 Ellen 

à 27 kr. =                           13 fl. 30 kr.

Leinausbau, Werth           12 fl.

Marktgeschenke ca.           3 fl. 

__________________________

in Summa                        232 fl. 30 kr."

 

 

 

 

Flachs - Sache der Frauen

 

 

"... wird der Leinbau stark betrieben und zwar einestheils aus Bedürfnis, da die ländliche Bevölkerung fast ganz Kleider aus Leinenstoffen trägt, anderntheils weil das Erträgniss aus dem Flachsbau eine Einnahmsquelle der Hausfrau (quasi Nadelgeld) bildet, indem sie denselben entweder als Flachs bearbeitet oder als Leinwand verkauft.

Das Pfund Flachs kostet ungehechelt 24 - 33 kr. die Elle Leinwand von 24 - 42 kr., das Schäffel Leinsamen von 19 - 22 fl."

 

Dr. Seb. Wallner (1876)

 

 

Anm.: 1 bayr. Elle = ca. 83,3 cm

1 bayr. Schäffel = 2,224 hl

 

 

Flachs und Leinen

 

Der Flachs oder Lein, eine Faserpflanze, wurde nach den Eisheiligen gesät. Nach der Reife, Mitte August, musste er mit der Hand ausgezogen ("gerauft") und gebündelt werden.

Um die Samenkapseln abzustreifen, wurde er "geriffelt" und anschließend 2 - 3 Wochen "geröstet", d. h. in der "Flachsröstgrube" gewässert und mit Steinen beschwert, um die Fasern von den Holzteilen des Stengels zu lösen.

Nun wurde der gebündelte Flachs im Backofen getrocknet, danach in die "Breche" gesteckt.

Um den Flachs endgültig zu säubern, wurde er mit dem Schwingholz geschlagen und durch anschließendes "Hecheln" gekämmt.

Der gehechelte Flachs kam auf den "Spinnrocken". Dort wurden die Fasern zu einem Faden gedreht und auf die sich drehende Spule des Spinnrades geleitet.

Das so gedrehte Garn wurde auf die Haspel gewickelt. 

Nun konnte das Garn zu Leinen verwebt werden.

 

 

Kleidung

 

Die Bestandteile der ländlichen Kleidung des 17./18. Jahrhunderts lassen sich in der Oberpfalz nur durch Bildquellen (z. B. Votivbilder in der Wieskirche bei Moosbach) erschließen.

Die Oberpfälzer Tracht, bestimmt durch die Einfachheit und Härte des täglichen Lebens, war bescheiden und unauffällig. 

Zum Mann gehörten der mantellange, dunkle "Rock", die rote Weste und die knielange Leder- oder Stoffhose.

Die Frauentracht bestand aus dem gefältelten oder gerüschten Leinenrock, dem Mieder mit dickwattierten Bauschärmeln und der breiten, seidenen Schürze, dem Fürtuch.

 

Riegelhauben

 

 

Die Riegelhaube war in unserem Raum ebenfalls Bestandteil der Tracht. Die brokatenen Riegelhauben wurden seit 1830 ausschließlich zu festlichen Gelegenheiten getragen.

Die goldenen Riegelhauben trug man beispielsweise zur Primiz, Taufe und Hochzeit, die silbernen an Ostern, Fronleichnam und Pfingsten. Sie bedeckten als sogenannte Nesthauben nur die hintere Kopfpartie.

Um 1860 kamen die Hauben gänzlich außer Gebrauch und wurden vom Kopftuch ersetzt.