Schleifwerke

 bei Roggenstein

 

 

 

Hans Schmucker, 

früher Lehrer in Roggenstein

 

 

 

 

Luhetal, im Hintergrund  Leuchtenberg

Steigt man von Roggenstein aus hinunter in das Tal der Luhe, so begegnet man am linken Ufer des kleinen Bächleins einer ganzen Reihe ehemals stattlicher Bauernhöfe. Die vor den Häusern errichteten kleinen Stauwerke und ein aus den Höfen zu vernehmendes eintöniges Summen verraten uns, daß hier kleine Triebwerke entstanden sind. Nichts aber läßt uns vermuten, daß dieses Bild beschaulicher Ruhe einmal anders gewesen sein könnte. Und doch war dies noch bis  vor einigen Jahrzehnten, bis zum Jahre 1930, der Fall, als hier das letzte Schleifwerk der Gemeinde Roggenstein mangels Arbeitsaufträgen eingestellt werden mußte. Nur noch die Namen dieser Ortsteile „Oberschleif, Unterschleif und Hammerschleif (heute Hammermühle genannt)" erinnern an das hier einst­mals blühende Gewerbe der Spiegelglasschleiferei, das hier betrieben wurde. Eine stattliche Anzahl von Arbeitern, die meist aus dem nahen Böhmen kamen, fanden hier eine lohnende Beschäftigung. So verdiente ein Arbeiter schon vor dem 1. Weltkrieg 400,- M monatlich. Wenn man bedenkt, daß damals ein halber Liter Bier nur 10 Pfg. und 1 Pfd. Schweinefleisch 50 Pfg. kosteten, kann man erst ermessen, wie einträglich dieses Gewerbe war. Die Arbeiterfamilien waren in Werkwohnungen untergebracht, die von dem Besitzer unmittelbar neben dem Betrieb errichtet worden waren. So konnten die Arbeiterfrauen auch neben­beruflich für das Werk tätig sein, indem sie die fehlerhaften Spiegelglasplatten ausbesserten. Während des 1. Weltkrieges waren die Betriebe stillgelegt, um gleich nach Beendigung des Krieges wieder neu aufzuleben; denn das Spiegelglas war damals ein im Ausland begehrter Handelsartikel. Mitte der zwanziger Jahre machte sich in den Spiegelglasschleifereien in zunehmendem Maße die Modernisierung der Glasfabriken in den Städten bemerkbar. Insbesonders die Umstellung der Glasfabriken von der Gußglas- zur Ziehglaserzeugung versetzte sie in die Lage, selbst hochwertiges Spiegelglas herzustellen. Dadurch aber wurde vielen Glasschleifereien in der Oberpfalz und damit auch den Roggensteiner Werken der Todesstoß versetzt. Die Aufträge gingen mehr und mehr zurück und im Jahre 1930 mußten die Betriebe endgültig schließen. Im Laufe der Jahre verfielen die Betriebsgebäude, wurden abgerissen oder für andere Zwecke genutzt. Wenn aber heute jemand noch Wert darauf legt, einen wert­vollen handgefertigten Spiegel zu erhalten, kann er sich diesen in den noch ver­einzelt vorhandenen Betrieben in der Oberpfalz anfertigen lassen.  

 

 

 

 

 

Anlässlich des Jubiläums 100 Jahre Bezirkslehrerverein Vohenstrauß (heute BLLV-Kreisverein Vohenstrauß) fand in der Stadt Vohenstrauß auch die Vertreterversammlung des Bezirksvereins Oberpfalz statt. Zum Jubiläum wurde unter Führung des Vorsitzenden Michael Wurdack die obige Festschrift mit vielen heimatkundlichen Beiträgen ortsansässiger Lehrer herausgegeben.

 

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