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Die Burg Waldau 

in Vergangenheit und Gegenwart

 

Peter Staniczek, Kreisheimatpfleger

Wir erreichen Waldau von Vohenstrauß oder Weiden aus. Von weitem fällt uns schon der Ort mit seinen beiden Türmen auf. Wie eine Kirche thront die alte Ministerialenburg auf einem Serpentinfelsen über dem jüngeren Schloß.

Die Herren von Waldau

1224 wird der erste seines Namens, "Vlricus de Waldauwe" urkundlich erwähnt (1). Die Waldauer, stammesverwandt mit dem Ministerialengeschlecht der Waldthurner, waren sowohl Reichsministeriale (2) als auch Dienstmannen der mächtigen Grafen von Ortenburg-Murach. Um ihren Sitz bauten sie eine allodiale Rodungsherrschaft (= Eigenbesitz) aus, die mit der Blutgerichtsbarkeit ausgestattet war. Unter anderem besaßen die Waldauer auch die Vogtei über die Güter des Klosters Waldsassen in Albersrieth.  

Die Herren von Waldau scheinen schon früh raue Gesellen gewesen zu sein, denn Heinrich von Waldau kam 1315 in den Kirchenbann, weil er bei einem Plünderungszug dem Kloster Waldsassen großen Schaden zugefügt hatte. Schon 1295 hatte er die Kirche zu Pirk beraubt und zerstört.

Die Ritter Georg von Waldau und Sebastian von Waldau gehörten auch dem 1489 in Cham gegründeten Löwlerbund an, der sich gegen den bayerischen Herzog Albrecht IV. auflehnte.

Nach dem Tod des letzten Waldauers, Georg von Waldau (1545), wurde die Herrschaft von seinen Erben an die Wirsberger (bis 1632) verkauft. Es folgten u.a. die Geschlechter von Enkefort (bis 1681), von Rummel (bis 1795), von Lilien (bis 1879) und von Imhof (bis 1881). Heute sind die von Heemskercks Eigentümer der Burg und des Schloßgutes.

 

Burg Waldau

Waldau um 1600 - Chr. Vogel - Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern 1907

Geschichte und Nutzungsänderung eines Baudenkmals

Nachdem wir im Dorf einen Blick in die 1912 von dem Regensburger Architekten Hauberrisser im neubarocken Stil errichtete Filialkirche St. Joh. Nepomuk mit ihren einmaligen "goldenen Altären" geworfen haben, ist noch ein wenig Burg-, Schloss- und Kirchengeschichte notwendig, um das verwirrende Bild der beiden "Kirchen" in Waldau zu klären:

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts, wohl um 1215, wurde der Bergfried auf der höchsten Stelle des steilen Serpentinfelsens errichtet.

Gegen 1350 folgte südlich davon der Bau des dreigeschossigen Palas sowie die Aufstockung des Bergfrieds um ein 5. und 6. Geschoss. Um diese Zeit waren die Waldauer auch im Besitz der von ihnen errichteten Burg Schellenberg.

Burg Waldau mit Schloss

 

Im 15. Jh. wurde der Zwischenbau errichtet, der Bergfried und Palas verbindet. Die beiden Kragsteine über dem ersten Stockwerk trugen das "Geheime Gemach", das Burg-WC.

An der Nord- und Westseite zieht sich die Zwingermauer entlang.

Um 1600 begannen die Burganlage und die östlich angrenzenden Ökonomiegebäude baufällig zu werden, so dass nach 1650 mit der Errichtung bzw. dem Ausbau des Neuen Schlosses begonnen wurde.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde nach dem Abriss der baufälligen alten Filialkirche im Ort die leerstehende Burg als Kirche eingerichtet (3). Der Bergfried diente als Turm, der Zwischenbau wurde zum Chor und der dreistöckige Wohnbau zum Kirchenschiff.

1721 wurden die Vorhalle und die Kirchenstiege, 1736 im obersten Bergfriedgeschoss ein Glockenstuhl errichtet.

 

1912 wurde nach dem Neubau der Filialkirche wiederum im Dorf die Ausstattung aus der Burg- bzw. Schlosskirche übernommen.

Die Burg ist seitdem ohne Nutzung, wurde aber in den 50er Jahren durch erste Sanierungsmaßnahmen in ihrem Bestand gesichert.

Letzte Sanierungsmaßnahmen erfolgten in den Jahren 2006/2007. Leider ist die sanierte Burg nur an wenigen besonderen Tagen (Tag des offenen Denkmals, Dorffest) für die Öffentlichkeit beschränkt zugänglich.

 

Einrichtung der ehemaligen Burg-Kirche

Die erwähnte Ausstattung bestand vor allem aus zwei wunderschönen Akanthusaltären, die nun in der neuen Kirche untergebracht sind: dem Hochaltar mit ebenfalls reichgeschnitztem Antependium von etwa 1700 und dem etwas jüngeren rechten Seitenaltar, der dem hl. Joh. Nepomuk geweiht ist. Waldau befand sich seit 1681 im Besitz der Freiherren von Rummel, die sehr viel für die Kirchen ihres Herrschaftsgebietes übrig hatten. Auch diese Altäre dürften von ihnen gestiftet worden sein. Der Marienaltar, links vom Chorbogen wurde erst 1948 von dem Weidener Bildhauer Joh. Wolfgang Rösch geschaffen, ebenfalls ein vollendetes Kunstwerk (4).

In der Dorfmitte am Eingang zum Schloss wird der böhmische Einfluss in Gestalt einer St. Nepomuksäule aus dem 18. Jh. noch einmal deutlich. Das Allianzwappen im Sockel verrät die Verehrer und Stifter Karl Johann Freiherr von Rummel und seine Gemahlin Rosina Dorothea, geb. Freiin von Podewils.

 

 

In der Nähe von Waldau befinden sich u.a. die sagenumwobenen Drei Handkreuze im Elm, das Schwedenschanzel (eine Turmhügelburg des 10./11. Jh.) sowie der Fahrenberg, auf dem die Vorläuferburg durch eine Wallfahrtskirche ersetzt wurde.

 

 

Sagen um Die Burg Waldau (5)

  Waldau.   Auf dem Wege von Waldau nach Leuchtenberg, im "Ilm", liegt ein großer Felsblock, "Teufelsstein" genannt. Man sieht noch die Eindrücke der Kette daran, mit welcher ihn der Teufel "roitelte", um ihn an einem Baumstock über die Schulter zu hängen.

Ilm - bey den 3 Handkreuzen geht die "Wilde Jagd" in Gestalt eines dichten Nebels, in welchem es puscht und lärmt.

Waldau muß eine sehr große Burg gewesen seyn; ganz in den Felsen sind Gemächer gehauen - gleichsam eine unterirdischen Burg unter der oberen.

Der höchste Bau ist jetzt Kirche; der Thurm stand getrennt und war mit einer Zugbrücke verbunden. Er ist jetzt der Kirchthurm. Die Riesenweiber haben die Steine zum Thurm, jetzt heißt es gar zur Kirche, in ihren Schürzen hinaufgetragen. Die alte Kirche stand (dort), wo das Wirtshaus jetzt.

(Dazu aus Fasz. VII - Mappe 1:) Der Stein, auf dem die Kirche steht, ist kein Stein, sondern Eisen, aus welchem die Zwergerln ein Dach machen wollten für ihre Werkstätte unter dem Steine. Sie sind aber nicht fertig geworden, drum wurde es kein rechtes Eisen.

 

Geisterspuk im Schloß zu Waldau.

Der alte Schindelhauer, ein alter Schloßinvalide, legte sich hinter den Ofen, während andere am Christtag in die Kirche gingen, und schlief. Um Mitternacht kam ein ganz kleines graues Weibchen, gab dem Schindelhauer eine tüchtige Schelle und keuchte: "Alter Fretter, gehst in die Metter!"

Zu gewissen heiligen Zeiten kam sonst in des Schloßverwalters Zimmer ein Vorgänger mit dreygestülptem Hut auf dem Kopf, breitem Bratenrock, Papier unterm Arm in die Ecke hinterm Ofen. Er kam gegen Mitternacht, horchte, ob der Verwalter schliefe, ging zur Uhr und ließ sie stehen und setzte sich dann an den Schreibtisch, kramte und wirtschaftete in den Akten und schrieb dazwischen eifrig. War die Zeit aus, ging er und ließ die Uhr wieder gehen. Stets ging dann auch die Uhr am nächsten Tag um 1/2 Stunde zu spät.

Ein Knabe sah vor der Gruftthüre ein weißes Fräulein mit lang herabhängendem Haaren stehen, das bitterlich weinte. Er lief aus Furcht davon und sagte es überall. Es wurde ihm aber gebothen, zu schweigen.

(2. Version:)   Ein Mesnerknabe sollte Gluth dem Priester am Altare holen. Wie er sie holt, lehnt in der Thüre zur Gruft ein weißes Fräulein - ein blaues Tuch vom Kopfe bis zu den Füßen hinab, die Hände zusammengeschlagen. Er hält sie für die Kindsmagd, die ihn necken will (und) haut ihr ins graue Antlitz.

Sie weiß um den einst im Streite mit Rockersdorf (Roggenstein) von ihr vergrabenen "Bodding" (Bottich) und den darin verborgenen Schätzen. Man hat nachgraben lassen, aber nichts gefunden als ein eisernes Panzerhemd und neues Geld.

Im Zwinger erscheint eine weiße Hand, welche die spielenden Kinder hält.

Ein Bischof begleitete einst als Geist einen Priester jedesmal die Treppe hinauf.

Eine kalte Hand schlägt die Leute im Saale und auf der Treppe zum ersten Stock ins Gesicht.

 

Die schwarze Frau im Schloß Waldau.

Das Schloß hat ein verrufenes Geisterzimmer, wo die in nächtlicher Weile dort Schlafenden geneckt werden. In den dunklen Gängen rauscht eine schwarze Frau in weicher Begegnung (?) an den Leuten vorüber.

Eine Magd stand um Mitternacht auf und ging in die Kammer, um dort den Brotteig zu kneten. Als sie hinzu trat, saß eine schwarze Frau auf dem Backtrog. Die Magd entlief und ging nicht mehr dahin, so heftig sie von den anderen Mägden gescholten wurde, den Brotteig doch nicht vergehen zu lassen. Als sie morgens darauf hinging, lag der Teig noch in rechter Gärung im Troge.

Zu gewissen Zeiten zitterten und dampften die Pferde im Stall und waren über und über mit Schweiß und Schaum bedeckt. (Dazu aus Fasz. VII - Mappe 1:)

 

Waldau.   Von "Roßmannln" oder "Schrazerln".

Im Stalle des Schlosses ritten kleine Geisterchen, "Roßmannln" genannt, jede Nacht die Pferde, daß sie schäumten. Ehe sie abließen, flochten sie noch die Schweife in kleine Zöpfchen. Man vertrieb sie, indem man den Pferden "Klinglas" = messinge Schellen umhing. "Klinglas": Früher hatte man gläserne Glocken in den alten Zimmeruhren.

Schloß Waldau hat einen unterirdischen Gang mit einer eisernen Eingangsthür, der bis in das Elmer Holz geht.

(2. Version:)   Im unterirdischen Gang, der in den Ilmwald führt, geht eine schwarze Ritterfrau mit Schlüsselbund und weißer Haube und goldenen Pantoffeln.

Ein anderer Gang führt unter der Erde nach Roggenstein hinüber. Die beyden Gänge gehen links vom Schloßthor aus, ganz sichtbar und gemauert; man ist schon eine Strecke darin fortgegangen.

(3. Version:)   Den Eingang zum unterirdischen Gang auf dem Elm hin sieht man noch (um 1865). Er ist gewölbt von Stein. Man fand alte Waffen drin. Er geht eine halbe Stunde im "Spitzbubenschlag" zu Tage, wo Räuber sich aufhielten.

(4. Version:)   Vier Ritter sitzen in einem unterirdischen Gang und "karten".

Einer ging in die Kirche; da stand bey den 3 roten Kreuzen eine Mauer, die ihn nicht durchließ.

Dabey sind 3 Linden. Da kommen oft drey weiße Fräulein - ihre Haare sind mit Bändern in Zöpfe geflochten - aus dem Schlosse hierher (um) zu beten und gehen wieder zurück. Sie tanzen an den Linden einen Reihen.

(Von) Da soll auch die wilde Jagd auf die Hopfenmühle bey Vohenstrauß gehen - von NO nach SW.

Bey den drey rothen Kreuzen verführt es die Leute, und zwar in den Schwarzweiher im "Ilm".

Dort ist auch ein Steinkreuz; da sitzt ein graues "Mannl" drauf.

 

 

Quellen und weiterführende Literatur:

(1)        Dieter Bernd: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft Vohenstrauß, München 1977, S.122 (Waldau); Anm.: Alexander von Waldow nennt in seinem Aufsatz "Waldau - Waldthurn - Pleystein" in Oberpfälzer Heimat, Band 26/1982, S.138, als erste urkundliche Nennung des Ulricus de Waldowe das Jahr 1223.

(2)        Ministeriale waren Dienstmannen, gehobene, aber unfreie zum Kriegs- und Verwaltungsdienst herangezogene Männer, die für ihre Dienste Lehen in Form von Grund und Boden zu eigener Nutzung zugesprochen bekamen. Reichsministeriale hatten nur den König als Herrn über sich und genossen als Ritter im Hochmittelalter besonderes Ansehen.

(3)        Schreiben des Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege, Gebietsreferat Oberpfalz, Paul Unterkircher, an das Landratsamt Neustadt a.d. Waldnaab vom 1.9.1986: Paul Unterkircher schreibt von der Zerstörung der Filialkirche in Waldau durch die Schweden "wohl 1634" und dem Ausbau der Burg zur neuen Filialkirche nach 1690, wobei er die Konsekration (d.h. Weihe) um 1698 - 1700 angibt. Im Gegensatz dazu die "Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern", Bez.-Amt Vohenstrauß, S.120: "Im Anfang des 18. Jh. wurde die alte baufällige Kirche unten im Dorfe abgebrochen und dafür die obere, schon längst verlassene Burg zur Kirche eingerichtet" sowie "Vohenstrauß im Wandel der Zeiten", S.61: "Nachdem im Jahre 1716 das Kirchlein wegen Baufälligkeit auf Geheiß des Barons Johann Carl von Rummel zum Abriß kam, ... verlegte (dieser) die Kirche in die ehemalige Burg".

(4)        Wolf-Dieter Hamperl/P. Aquilas Rohner: "Böhmisch-oberpfälzische Akanthusaltäre", Schnell & Steiner München, 1984, S. 26 ff.

(5)        Harald Fähnrich: "Burgensagen aus dem Land um Vohenstrauß -gesammelt von F.X. von Schönwerth ab 1860", in "Streifzüge 13/1992", Heimatk. Arbeitskreis Vohenstrauß, 1992, S. 46 ff. Die Texte stammen aus "Fascikel XV Mappe 1 - Burgen" des bisher unveröffentlichten Schönwerth-Nachlasses. Es handelt sich um eine textgenaue Übertragung von Harald Fähnrich mit angeglichener Orthographie; in (Klammern) stehen nachträglich eingefügte Sinnergänzungen.

  

 

Der Aufsatz erschien als Beilage zum Amtlichen Schulanzeiger für den Regierungsbezirk Oberpfalz Nr. 1/August/September 1994

Peter Staniczek, Kreisheimatpfleger

 

Der neue Tag, 23.06.2007 (Dobmayer):

 "Kampf um die Burg dauert Jahrzehnte"