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Gästebuch  

 

NEW 66 Spielberg

Regierungsbezirk Oberpfalz

Landkreis Neustadt a.d.Waldnaab

Markt Waldthurn, Spielberg, Steinkreuze

 

Das in seiner Art in unserer Region einmalige Steinkreuz steht an einer Wegkreuzung am Waldrand des "Hummerberges" östlich von Spielberg oberhalb des Luhe-Baches an einer Altstraße, die von Wampenhof  nach Goldbrunn verläuft (Fl.Nr. 744).

 

In der Waldthurner Festschrift (S. 125) wird die o. g.  "uralte Straße von Lennesrieth herkommend über Goldbrunn, vorbei am Hummerberg und über den Schellenberg nach Böhmen" beschrieben. "Der tiefe Hohlweg wurde erst 1960 zugefüllt. Dennoch haben sich noch Reste der Eintiefungen südlich des Steinkreuzes innerhalb des Waldes erhalten können.

 

Das geschützte, verhältnismäßig gut erhaltene Steinkreuz hat eine angedeutete "Kleeblattform". An den drei Balkenenden wurde je ein Kreuz eingeritzt, im Kreuzungspunkt der Balken befindet sich eine rätselhafte Reliefdarstellung, lt. Rainer H. Schmeissner möglicherweise eine Schlinge (?) in einem Kreis.

 

Im Volksmund spricht man vom "Kreizstaa". Es soll hier des Nachts "umgehen" (nicht ganz geheuer sein, Irrlichter).

In der Waldthurner Festschrift von 1992 wird eine Erzählung von Bürgermeister Johann Grötsch (+ 1977) wiedergegeben, in der von Hütbuben die Rede ist, die ´Aufhängerles´ gespielt hatten. Dabei habe der eine sich die Schlinge um den Hals gelegt, sein Gefährte sollte ihn dann abschneiden. Als der aber in dem Moment einen Hasen erblickte, sei er diesem den Hohlweg hinunter nachgelaufen  und habe das Abschneiden vergessen. Wieder zurückgekommen, sei der Hütbub tot gewesen. Noch heute würden hier die Eltern ihre Kinder eindringlich warnen, nichts um den Hals zu hängen.

Diese Erzählung würde sich mit der Deutung von Schmeissner decken, der möglicherweise eine Schlinge in der wulstigen Reliefdarstellung vermutete.

 

Prof. Dr. Friedrich Karl Azzola beschäftigte sich in einer längeren Abhandlung (BFO 1980, S. 6-10) mit dem Spielberger Steinkreuz, dem er eine "denkmalkundlich überregional weit ausgreifende Bedeutung" zuschreibt. Die drei "eingerillten" Kreuze auf den Balkenenden deutet er als geistliches Attribut, nämlich als "kompositorische Struktur der Golgathaszene", damit in "der Oberpfalz ein Sonderling".

Azzola verneint aber nach persönlicher Untersuchung die Theorie der Schlinge im Kreis: "Der ringförmige Wulst mit einer darin konzentrisch eingelegten Kalotte [...] ist in der hier vorliegenden Form nach bisheriger Denkmalkenntnis einzigartig und nicht deutbar."

Bei der Reinigung des Steins war Azzola eine weitere "parallele Einrillung" unterhalb des Wulstes aufgefallen: vom oberen (linken) Ende des Kreuzfußes zunächst schräg nach rechts unten, dann in der Mitte vertikal nach unten abknickend, schließlich sich verbreiternd und mit einer Querrillung endend (gutes Foto in BFO, S. 7). Azzola deutet diese Darstellung als "Ackerreute, wie sie vom Landwirt zum Reinigen der Pflugschar einst benutzt wurde".

 

 

In der Denkmalliste wird das Steinkreuz als nachmittelalterlich bezeichnet: "mit ausgehauenem Zeichen, nachmittelalterlich; außerhalb des Ortes in der Flur Hummerberg."

 

 

 

 

Literatur:

 

Rainer H. Schmeissner, Steinkreuze in der Oberpfalz, Regensburg 1977, S. 179 ff. Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab;

Fundnotiz: F. Bergler, Stadtarchiv Weiden;

 

"Kreizstaa" am Hummerberg, in: Festschrift 775 Jahre Waldthurn Heimatfest 1992, S. 202;

 

Friedrich Karl Azzola, Geistliche und weltliche Attribute spätmittelalterlicher Flurdenkmale am Beispiel des Steinkreuzes bei Spielberg, , Gemeinde Waldthurn im Landkreis Neustadt an der Waldnaab, in: Beiträge zur Flr- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz, 1980, S. 6-10

 

 

 

 

 

  

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2.
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(2)  [...]