Steinstaub im Essen sollte Kranke heilen
Steinkreuzchen bei Kühbach erzählt eine interessante Geschichte - OWV rückt Kreuz wieder gerade
Floß. (le)
Steinkreuze, Marterln und Bildstöcke sind im Flosser Amt
keine Seltenheit. Der frühere Vorsitzende und heutige
Schriftführer des Oberpfälzer Waldvereins, Gerd Lindner,
hatte sich vor Jahren die Mühe gemacht, diese Zeugen der
Vergangenheit in einem Prospekt festzuhalten.
Heimatpfleger Harald Fähnrich aus Schönficht hatte im
Juli dem Flosser Heimatpfleger Fred Lehner mitgeteilt,
dass das Steinkreuzchen bei Kühbach, unmittelbar an der
Straße in Richtung Grafenreuth gelegen, aus seinem
Bodenlager gedrückt und wegen seiner Bedeutung wieder
befestigt werden sollte. Es dauerte nur wenige Tage, bis
Gerd Lindner und Günther Meierhöfer vom OWV das
Kreuzchen durch eine massive Fundamentierung wieder
aufgerichtet hatten.
Unnatürlicher Tod
Was hat es
mit dem Steinkreuzchen auf sich? Im Sammelband Nummer 35
des Jahrgangs 2010 über n und
internationalen Flurdenkmalforschung, ist es
nachzulesen. Heimatpfleger Fähnrich hat sich mit der
Besonderheit des Kreuzes befasst. Das kleine Sühnekreuz
ist aus mittelgrobem Granit, nur 64 Zentimeter hoch,
Querarme 75 Zentimeter, und 16 Zentimeter stark.
Zur Straße
hin ist bei schrägem Licht der eingemeißelte Umriss
einer nach unten zeigenden Pflugschar schwach zu
erkennen. Das unterste Drittel der Einritzung ist durch
die Fundamentierung verdeckt. Es ist nicht die Tatwaffe
eines Mörders, sondern das Zeichen für den Beruf des
Getöteten. Solch ein Standeszeichen bat im Mittelalter
den frommen Wanderer, für die ins zeitliche Fegfeuer
verdammte Seele des Bauers zu beten, der hier irgendwo
eines unnatürlichen Todes starb. Das Standeszeichen
Pflugschar ist mit über 22 Prozent am häufigsten auf
Oberpfälzer Steinkreuzen abgebildet.
Eine Seltenheit sind nachträglich angebrachte
Vertiefungen in den waagrechten Flächen, ein sogenanntes
"Reibschälchen", zwei weitere am Kopf. Die Oberkanten
der Schälchen sind mehr oder weniger herausgebrochen.
Doch es fällt auf, dass die Schälchen-Oberflächen
auffällig glatter sind als die Steinhaut des Kreuzes.
Durch das Abschaben gewann man feinen Steinstaub, der
kranken Menschen, aber auch Tieren als Heilmittel ins
Essen gegeben wurde. Diese Form der Kontaktmagie dürfte
in der Oberpfalz weite Verbreitung gehabt haben, denn
kleine und größere Näpfchen finden sich an vielen
Kreuzen. In einem Aufsatz von 1908 heißt es eher
allgemein: "Das durch Ausschaben gewonnene Steinmehl
diente früher zu Heilzwecken (Vertreibung des Fiebers
oder dem Schutz vor der Pest)."
In Karte eingezeichnet
Das Steinkreuzchen bei Kühbach ist in der topographischen Karte des evangelischen Pfarrers Christoph Vogel anno 1600 (Vogel'sche Karte) mit Symbol als kulturelles Dokument eingezeichnet. Damals hatten der Kartograph und sein Kartenzeichner Matthäus Stand im Auftrag ihres Kurfürsten (der Jungen Pfalz) auch das Amt Floß kartiert. Südlich von "Kuebach" gegenüber vom "Traidelweyher" auf der anderen Straßenseite ist ein deutliches Steinkreuz-Symbol eingezeichnet. So gehört heute das Steinkreuzchen bei Kühbach zu den vielen Besonderheiten im Flosser Amt.